Die steinernen Grabmale

An der Nordwand des Chores stehen vier im Renaissancestil gearbeitet Grabsteine, zwei Ritter mit ihren Frauen darstellend. Man sieht deutlich, dass die Inschriften ausgemerzt sind.

 

An den vier Säulen zu beiden Seiten der Figuren sind Wappenschilder mit Namen (wohl der Stammbaum) und daraus kann man schließen, dass es sich hier um Ritter aus dem Geschlecht derer von Liebenstein handelt. Über den beiden Denkmälern sind die zwei alttestamentarischen Vorbilder der Erlösung und Auferstehung Moses mit der ehernen Schlange und der Prophet Jonas zu sehen, wie er gerade aus dem Rachen des Fisches ans Ufer fällt.

 

In den Jahren 1442 und 1497 hören wir zum ersten Male von Jacob und Peter von Liebenstein als Ganerben und 1537 wird ein Moritz von Liebenstein Baumeister. Dieses Amt wird in der Folge von verschiedenen Familienangehörigen der Liebensteins begleitet.

 

Wer sind nun aber die beiden Ritter auf den Grabdenkmälern in unserer Kirche?

Der Geschichtsschreiber Klunzinger vermutet, dass zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges von Beamten des Grafen von Trautmannsdorf die Inschrift unter den Figuren ausgemerzt wurde, da die Erinnerung an die Liebensteiner ihnen ein Dorn im Auge gewesen sei.

 

Was geben uns die Kirchenbücher für Aufschluß? Nicht viel, aber doch können wir aus dem Wenigen versuchen, ein Bild zu machen. Da lautet der Eintrag: Junckher Bernhardt von Liebenstein, Bavmeister, gestorben 22.März 1596; es folgt Margerethe von Liebenstein, geb. von Hutten, Wittib, gestorben am

1. Dezember 1610, beerdigt am 7. Dezember 1610.

 

Weiter wird berichtet von einem Johann Phillipp von Liebenstein, gestorben 1616 und einer Margerethe Liebenstein, geb. von Rosenberg, 1616 gestorben.

 

Wir müssen nun wieder die Staturrechte vornehmen, um zu klären, ob diese männlichen Liebensteiner Ritter irgendwelcher Aemter in Bönnigheim bekleidet haben, und man kommt zu dem Ergebnis, dass sie nicht nur Ganerben waren, sondern auch einige Male das wichtige Amt des Baumeistes bekleideten.

 

Das Ganerbiat der Liebsteiner hatte 1637 bis 1648 Max Graf von Trautmannsdorf übernommen, davon war einige Jahre der Trautmannsdorfer Oberamtmann Johann Kleinhanns als Baumeister in Bönnigheim.

 

Der letzte kirchliche Eintrag aus dem Geschlecht der Liebensteiner lautet: Junckher Friedrich Alwesten von Liebenstein zu Bönnigheim, Kaltenwesten, Cleebronn und Ottmarsheim, ist mit 28 Jahren am 29. Januar 1657 verschieden und im Chor der Kirche zu Bönnigheim bestattet am 7. Februar 1657. (Nach dessen Tode fällt das sechste Sechzehntel von Bönnigheim und Erligheim an Kurmainz zurück.)

 

Im Kirchenbuch ist noch ein bemerkenswerter Eintag:

Dem Junckher Albrecht von Liebenstein ein Maidlin gestorben 11. April 1595.

 

An der Südseite des Kirchenchores hängt ein kleiner Ephitaph mit folgender Inschrift: "Anno Domini 1595 uff Donnerstag den 10. Aprillis ist in Christo entschlafen die edel Junckfraw Maria geborene von Liebenstein. Der Seel Gott Gnad Amen."

 

Und über dem Bild, welches eine Himmelfahrt darstellt, heißt es: "Und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen, der vatter der mir sie gegeben hat ist größer dann alles Undt niemandt kan sie aus meines Vatters hanndt reißen."

 

Zu beiden Seiten sind die Wappenschilder der verschwägerten Familien:

Liebenstein, Hutten, Stuber, Zobell, Rosenberg, Hehr, Bemelsberg.

 

Ferner sehen wir im Chor noch die Grabplatte eines Ritters Bastian von Lierheim. Auch im Kirchenbuch finden wir einen Eintrag: von Lierheim, Bastian, gestorben 12. November 1568.

 

Wer war nun aber dieser Ritter?

Die Lierheimer waren im 16. Jahrhundert in Bönnigheim begütert, gehörten auch zu den Ganerben. Dieser Sebastin war 1522 Kommandant auf der Feste  Hohenwiel, kam um 1553 in Besitz von Gütern zu Bönnigheim und Kirchheim am Neckar.

 

Er starb in Bönnigheim. Ob auch er im Chor beigesetzt ist, wissen wir nicht. Sein Grabstein stand bis zur großen Kirchenerneuerung 1866 an der Südseite des Chores.