Ölberg

Ölberg

 

Im rechten Seitenflügel des Lettners ist der "Ölberg" aufgestellt; eine hochwertige, charaktervolle Schnitzarbeit der Spätgotik (entstanden um 1470). Wir sehen den betenden Heiland mit seinen schlafenden Jüngern im Garten Gethsmane, Judas, den Verräter, wie er sich mit Häschern und Kriegsknechten durch das Gartentor nähert.

 

Nach der Resturation durch den gebürtigen Bönnigheimer Restaurator Adolf Schwenk-Ulm ist die Schönheit dieses Werkes aus Lindenholz wieder prächtig zur Geltung gekommen. Der Eindruck dieser Szene ist stark und man kann verstehen, dass einst zu diesem Werke in der Karwoche große Kinderwallfahrten stattfanden.

 

Bis 1865 stand der Ölberg an der berühmten Nordseite der Kirche in einer besonderen Nische, eingeschlossenen von bemalten Flügeltüren; nur in der Karwoche wurde er geöffnet. Er kam dann an der Südseite der großen Zehentscheuer und nach deren Abbruch wurde er an die Nische im äußeren Chor unserer Kirche verbannt. An diesen Standort können sich noch viele Bönnigheimer erinnern. Ein Kasten schützte ihn vor den Unbildern der Witterung. Bei den Umzügen ist leider viel verloren- oder kaputtgegangen. So fehlt der Engel, der auf dem Fels aufgetaucht und den Kelch mit der Laibung dem knieenden Christus bringt.

 

Den Künstler selber kennt man nicht, es ist aber eine mittelalterliche Meisterarbeit der Volkskunst. Die gläubige Haltung des Heilandes, die Jünger in tiefem Schlaf versunken, das verräterische Gesicht des Judas, der den Beutel mit den Silberlingen fest an sich drückt, dann die verschiedenen Typen der Häscher und Kriegsknechte müssen von einem trefflichen Meister stammen.